Trommlercorps 1950 Kirchborchen e.V.

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70 Jahre Trommlercorps – Eine Reise durch die Zeit

70 Jahre Trommlercorps Kirchborchen – dieses Jubiläum begehen wir in diesem Jahr. Und wahrlich: die Feierlichkeiten haben wir uns anders vorgestellt. Eigentlich wollten wir heute mit all unseren Freunden und Gönnern einen Kommersabend feiern. Musikalische Höhepunkte hierfür wurden bereits in einem extra anberaumten Probenwochenende Anfang des Jahres akribisch einstudiert und auch die ein oder andere Ehrung sollte heute vollzogen werden. All dies findet leider nicht statt, der Grund ist bekannt. Nichtsdestotrotz möchten wir mit diesem kleinen Beitrag gemeinsam an die vergangenen 70 Jahre denken – an Originale, lustige Anekdoten und das ein oder andere besondere Fest.

Der Startschuss

Betrachtet man den Namen unseres Vereins, ist unschwer zu erkennen, dass der Zeitpunkt der Gründung auf das Jahr 1950 datiert. Dies ist allerdings nur bedingt korrekt. Schließlich wurden bereits in den 1930er Jahren Schützen- bzw. Sängerfeste gefeiert und auch einen Spielmannszug in Kirchborchen gab es bereits. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde dieser allerdings aufgelöst und erst im Jahr 1950 neu gegründet.

Auf nebenstehendem Bild ist nicht etwa das Tambourcorps aus Nordborchen zu sehen, sondern eine erste Zusammensetzung des Trommlercorps Kirchborchen im Jahr 1950. Auffällig hierbei: eine einheitliche Uniform gab es damals noch nicht. Man stimmte sich lediglich auf die weißen Hosen ab. Ansonsten verzierte ein jeder sein Sakko mit Schwalbennestern und auch die Wahl ob Fliege oder Krawatte wurde jedem selbst überlassen. Vergleicht man dies mit unseren heutigen Uniformen, haben wir wohl eine 180 Grad Wende hingelegt: die weißen Hosen haben wir an unsere Nachbarn nach Nordborchen gereicht und gegen schwarze eingetauscht, die Jacken sind blau und mit der Weste ist noch ein weiteres Teil hinzugekommen. Auch auf die Krawatten haben wir uns mittlerweile geeinigt, obgleich euch dort in Dingen Farbe eine kleine Innovation erwartet…

Den Stab führte damals Kaspar Kloppenburg, an der Trommel sind Anton Schwarzenberg, Franz Starke und Fritz Reiher zu sehen, sowie Anton Dransfeld (Alfen), Fritz Tust, Paul Volmari, Gustav Krois, Franz Kleine und Alois Hüwel an der Flöte.

Trommlercorps im Jahr 1950

Ein Verein entsteht

Wurde in den 50er Jahren lediglich mit Flöte und Trommel musiziert, zählen heute Lyra, Becken und Pauke sowie eine 2. und 3. Sopranstimme, die Alt- und die Tenorflöte zu den festen Bestandteilen unseres Repertoires. Gerade das Musizieren ohne die taktangebende Pauke scheint heute unvorstellbar. Der Tambourstab wanderte von Kaspar Kloppenburg über Wilhelm Montag, Alfons Reiher und Bernd Richter zu Michael Lüthen. In den 70er Jahren wurden erstmalig Uniformen in den Farben Blau und Rot beschafft. Auf die blauen Pullover und Schiffchen für die Jungspieler wurde über die Jahre aus Gründen der Ästhetik verzichtet.

Und auch in Sachen Mitgliederzahlen haben wir uns seither gesteigert. Wurde der Verein zu Beginn aus nur einem kleinen Grüppchen Musikbegeisterter geformt, besteht er heute aus 67 aktiven Spielleuten und 154 passiven Mitgliedern. Irgendetwas scheint also richtig gelaufen zu sein. Neben dieser Entwicklung lässt sich auch die jeweilige Haarmode sehr gut an den Gruppenfotos der letzten Jahrzehnte ablesen.

Der Sprung über den Teich

Mit wachsenden Mitgliederzahlen und musikalischen Möglichkeiten wächst natürlich auch die Bereitschaft, mal etwas Ungewöhnliches zu wagen. Und so entstand im Anschluss an die Jahreshauptversammlung 1990 die wohl beste Schnapsidee der Vereinsgeschichte: Warum nicht mal an der Steubenparade in New York teilnehmen? Alle Beteiligten waren sofort Feuer und Flammen und mit Peter Kostowsky – seines Zeichens bester Lyraspieler Ostwestfalens – hatte man den richtigen Mann für die Organisation gefunden. Die Tour wurde geplant, ein Sparkonto eingerichtet und nach vier Jahren, am 15.09.1994 um 4:30 Uhr Ortszeit setzte sich der Bus mit 61 Teilnehmern in Richtung Frankfurter Flughafen in Bewegung. Mit von der Partie waren auch einige Partnerinnen und Partner sowie Vertreter des Schützenvereins. Als man einige Tage später wieder zurück in der Heimat war, bedurfte es keiner weiteren Diskussion: Es würde definitiv nicht die letzte Amerikareise des TCKB gewesen sein. Mittlerweile besuchte unser Verein schon fünf Mal die Steubenparaden in New York, Philadelphia und Chicago (1994, 1999, 2004, 2011 und 2017). Bei so viel Zeit in fremden Gefilden passieren zwangsweise auch Mal kleinere Pannen – manch einer schafft dies aber auch auf heimischem Grund. So wollte uns Bürgermeister Rainer Allerdissen bei der Abreise im Jahr 2011 eigentlich eine Borchen Fahne und die besten Grüße mit auf den Weg geben. Als der Bus allerdings um 5:45 Uhr in den Startlöchern stand, war kein Wahlbeamter zu sehen. Da der Flieger sicher nicht wartet, entschied man sich zu einer Abreise ohne Gastgeschenke. Nachdem man schon einige Kilometer auf der Autobahn gefahren war, klingelte plötzlich Hermanns Handy. Am anderen Ende: der Bürgermeister.

Zur Auflösung:
Wir hatten ursprünglich geplant, direkt am Rathaus auf dem großen Parkplatz zu starten und diese Info hat der Bürgermeister auch erhalten. Statt sonst, wie gewohnt hinter dem Rathaus zu parken, hat er neben oder vor dem Rathaus gestanden und keinen Bus gesehen. Als ihm das komisch vorkam, fuhr er mit dem Auto zur Kirche. In der Zeit sind wir dann an der Halle losgefahren und als er dann zurück kam und auch dort geschaut hat, war niemand mehr da. Was tun? Im Handy keine Telefonnummer, die weiterhelfen kann. 11880: In diesem Moment auch nicht wirklich nützlich. Da kommt ihm der Gedanke, dass die ehemalige Königin nicht weit entfernt wohnt und die ihm sicher eine helfende Telefonnummer geben kann. Diese gab ihm sodann Theos Handynummer , der aber geht nicht ran. Also die nächste Nummer probiert und das war dann wohl Hermanns. Schließlich fand man sich nach ewigem Hin und Her auf einem Rastplatz und die Geschenke konnten doch noch überreicht werden – Ende gut, Alles gut.

Die Fahrten ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten bieten immer wieder Eindrücke, die man in Deutschland vergebens sucht: Die Häuserschluchten der Großstädte, endlose Landschaften oder Ditzi auf Reittour im Grand Canyon – Bilder, die man nicht vergisst. Aufgrund dieser tollen Erfahrungswerte wird es wohl auch eine weitere Reise im Jahr 2023 geben.

Ein Ferkel auf der Flucht

Was wir in den USA feiern, können wir natürlich auch in der Heimat. Nach der anstrengenden Sommerzeit von Juni bis August, in der es kaum ein freies Wochenende für uns Musiker gibt, bedarf es eines angemessenen Abschlusses. Außerdem haben wir mit unseren rund 150 passiven Mitgliedern viele Freunde und Gönner, mit denen wir gerne auch außerhalb der Schützenfeste ein eigenes kleines Fest feiern. So entstand im Jahr 1976 die Idee eines Sommerfestes. Zunächst fand dies im kleinen Rahmen im Partykeller von Stabführer Reiher statt, dann für viele Jahre auf Wieneken Hof unterm Ranzenberg und nun in der Werkshalle von Raphael Risse. Auch dieses Fest hat über die Jahre seine Eigenheiten und Traditionen entwickelt und auch wieder verworfen. So war es lange Brauch, zum Abendessen ein von Wieneken Heinz groß gezogenes Spanferkel zu servieren. Ein Schwein hatte dieses Schicksal wohl erahnt und hüpfte auf dem Weg zum Schlachter kurzerhand aus dem Viehwagen und flüchtete in ein Maisfeld. Nach einiger Zeit des Suchens wurde es aber gefunden und am Abend den Gästen serviert. Heute gibt es kein Spanferkel mehr. Ob die Flucht des Ferkels wohl damit zu tun hat?

Auch gibt es beim Sommerfest ein eigenes kleines Vogelschießen. Zunächst für die Jugend unter 18 Jahre, später dann für alle Erwachsenen. Teilnehmen dürfen alle aktiven und passiven Mitglieder.

Doch auch für die kleinen Gäste ist immer bestens gesorgt. Schon am Nachmittag beginnt eine Rallye für die Kinder, bei der an verschiedenen Stationen Punkte gesammelt werden können. Außerdem stehen Hüpfburg, Tischkicker und viele andere Spiele bereit.

Zeitungsausschnitt 1981
Bernd und Jonas Richter Sommerfest 1999
Jonas Richter und Lennard Thiele Sommerfest 2019

Viele Jahre war auch die Tombola wichtiger Bestandteil des Abendprogramms. Im vergangenen Jahr wurde hierauf erstmalig verzichtet. Stattdessen konnte man in einem TCKB Quiz einige tolle Preise gewinnen. Ein weiteres Novum im Jahr 2019 war der Registerwettbewerb. Die verschiedenen musikalischen Register traten hier im Tennisballzielwerfen gegeneinander an. Durchsetzen konnte sich die Tenorstimme, ob da aber alles ganz kosher war….

Die siegreiche Tenorstimme

Von Gartenzwergen, “Frauen” und dem Schalker Abstieg

Was auf unseren Sommerfesten an Treffsicherheit geübt wird, präsentieren wir auch ab und an unter der Vogelstange. Bereits elf Mal stellte unser Verein den Schützenkönig, dazu unzählige Prinzen und Würdenträger der Jungschützen. Gelingt es einem Schützen in blauer Uniform den Vogel aus dem Kasten zu schießen, kann man unter den Zuschauern bereits eine besondere Vorfreude auf den Montagabend spüren. Denn wir Musiker können auch über uns selbst lachen und haben es zum Brauch gemacht, zum Abschluss des Schützenfestes ein kleines “Spiel” zu Ehren des Königs aus unseren Reihen aufzuführen. So fand man sich am Schützenfest Montag des Jahres 2010 (König Theo Möllenhoff) plötzlich inmitten einer Zwergenmeute wieder. Im Kaiserjahr Melcher präsentierte man schauspielerisch einige wichtige Stationen seines Lebens, um ihn im Anschluss auf den eigens für ihn gebauten Kaiserthron zu setzen. Und schließlich konnte man im Jahr 2016 (König Lukas Sanftleben) eine Episode der TV Show “Bauer sucht Frau” in Kirchborchen Edition bewundern. Jahresübergreifend fällt auf, dass wir immer wieder bezaubernde Frauen abgeben – woran das wohl liegen mag?

Doch auch ohne eigenen Schützenkönig gab es im Jahr 1983 eine Besonderheit: der FC Schalke 04 war abgestiegen. “Na und?” könnte man nun fragen. Für einen Schalke Fan wie Hermann war dies allerdings keineswegs ohne weiteres hinzunehmen. Um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen, lies er sich am Montagabend in einem Schalke-Sarg beerdigen – und siehe da: in der Saison 83/84 gelang der Wiederaufstieg. Angesichts der letzten sportlichen Leistungen des S04 liegt die Frage nahe, ob Hermann dieses Schauspiel wohl bald wiederholt? Diese und viele andere schöne Momente mit Hermann wurde im Jahr 2018 mit dem Hermannsdenkmal belohnt.

Nun sind wir am Ende unseres kleinen Rückblicks angelangt. Natürlich sind dies nur einige wenige Anekdoten. Doch diese und andere Geschichten, Feste und Originale sind es, die den Verein tragen und gestalten. Ein roter Faden, der sich durch die 70-jährige Vereinsgeschichte hinweg nicht verliert. Und diese Erinnerungen sind es auch, die die “vereinslose” Zeit etwas erträglicher machen. Voller Vorfreude auf die nächsten Jahre der Musik, des Lachens und der schönen Erinnerungen.

Gestaltet sie mit uns!

Euer TCKB